Frankfurt ist klein. Nicht vom Flugzeug oder einem Taunusberg aus betrachtet. Auch nicht, wenn man mit S-Bahn oder Auto die Stadt durchquert. Man ist eine ganze Weile unterwegs von Rüsselsheim bis Hanau. Warum also soll Frankfurt so klein sein?
Weil man auf dem Weg von Rüsselheim nach Hanau kaum durch Frankfurt kommt. Weil Rüsselsheim, Hanau und die meisten anderen zu durchfahrenen Gegenden selbständige Gemeinden sind und "nicht zu Frankfurt gehören", wie man vor Ort gerne sagt.
Nicht vom Flugzeug oder dem Taunusberg aus gesehen - von dort aus sieht man nur einen riesigen Häuserbrei bis zum Horizont. Kein Mensch würde erraten, wo irgendwelche Stadtgrenzen verlaufen sollen. Aber schon die Hersteller von Landkarten und Stadtplänen (der Stadtplan für den gesamten Häuserbrei erscheint in Buchform, weil man mit einem normalen, ausfaltbaren Stadtplan im gleichen Maßstab vermutlich einen Schwalbacher Reihenhausgarten bedecken könnte), lassen es sich nicht nehmen, die Region durch rote Strichellinien in Dutzende von Kleinstädten zu zerlegen. Von Frankfurt selbst bleibt kaum etwas übrig.
Die letzte erwähnenswerte Eingemeindung fand im Jahr 1928 statt, als man die aufstrebende Nachbarstadt Höchst einkassierte. Außer dieser und der eigentlichen Innenstadt besteht das "echte" Frankfurt nur noch aus einigen wenig aufregenden Vororten im Norden, der Himmelsrichtung, in die sich die Stadt am wenigsten entwickelt hat. Alle anderen Frankfurter wohnen in eigenständigen Vorortgemeinden. Selbst die OffenbacherInnen, die alle Eigenschaften von Innenstadtbewohnern aufweisen, besitzen eigenes Stadtrecht (und würden dieses auch im Leben nicht aufgeben).
Und so kommt es, daß man auf dem Weg von Rüsselsheim nach Hanau kaum durch echtes Frankfurt fährt. Man kann sogar ohne nennenswerten Umweg das Territorium der Kernstadt komplett umfahren, obwohl man doch vom westlichen ans östliche Ende des Häuserbreis unterwegs ist.
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Glücklicherweise bin ich als Außenstehender in der Lage, mich über die sumpfigen Niederungen von örtlicher Kirchturmpolitik und Lokalrivalitäten zu erheben, gerade so, als ob ich in einem Flugzeug sitzen oder auf dem Großen Feldberg stehen würde, und den besagten Häuserbrei als eine Einheit zu betrachten.
Das tun hin und wieder sogar die Einheimischen, sei es in einem Anfall von Erkenntnis oder auch nur, wenn sie im Urlaub nach ihrer Herkunft gefragt werden und der Gesprächspartner die ruhmreiche Stadtgemeinde Mörfelden-Walldorf dann doch nicht kennt.
Dabei ergibt sich sehr bald das Problem der Abgrenzung des Frankfurter Häuserbreis, oder, ich bin ja Stadtplaner und darf deshalb etwas wissenschaftlicher daherreden: der engeren Stadtregion. Während nämlich BewohnerInnen idyllischer Hintertaunusdörfer wie, sagen wir mal, Grävenwiesbach im Urlaub und anderswo dreist behaupten, aus Frankfurt zu sein, würden so manche der schon erwähnten OffenbacherInnen auf die Frage nach der Lage ihres Heimatorts eher "in der Mitte zwischen Köln und Stuttgart" antworten als den Namen ihrer Nachbarkommune in den Mund zu nehmen.
Deswegen habe ich mich hingesetzt und mir Gedanken über die Grenzen dieser engeren Stadtregion gemacht. Wichtig ist hier vor allem, daß wir nicht vom den meisten Bewohnern geläufigen, aber viel weiter gefaßten "Rhein-Main-Gebiet" reden, sondern nur von Frankfurt und seinen unmittelbaren Vororten. Deswegen der Begriff "engere Stadtregion" im Unterschied zur Großregion Rhein-Main.
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Die Grenzen verlaufen meiner Ansicht nach folgendermaßen:
Im Nordwesten entlang des Taunus-Hauptkamms. Wenn man, vom Stadtzentrum kommend,
Im Westen die Nachbarstädte Wiesbaden und Mainz. Westlich von Hofheim liegt ein "Ländchen" genanntes Gebiet mit sehr niedriger Siedlungsdichte, das zum Stadtgebiet von Wiesbaden gehört. Hochheim, Bischofsheim und Ginsheim-Gustavsburg sind eher Vororte von Mainz als von Frankfurt.
Im Südwesten, dem Flughafenbereich, gehört das an der Mainachse liegende Rüsselsheim (mit Nauheim, Flörsheim, Raunheim) sowie Mörfelden-Walldorf auf jeden Fall zur Stadtregion, die direkt benachbarte Kreisstadt Groß-Gerau jedoch nicht mehr: sie ist viel stärker auf das ländlich geprägte
Im Süden die Stadtgrenze von Darmstadt. Die Dreieich-Vororte entlang der Main-Neckar-Bahn bis einschließlich Erzhausen gehören nach Frankfurt, die abseits der Hauptbahn liegenden Orte wie Weiterstadt, Gräfenhausen, Griesheim oder Messel sind Vororte von Darmstadt.
Im Südosten, dem Rodgau, ist es schwierig. Ich habe mich für Ober-Roden, dem gemeinsamen Endpunkt von Dreieich- und Rodgaubahn als letztem Frankfurter Vorposten entschieden. Es gäbe aber sicher viele und gute Argumente, die anschließenden Gemeinden Eppertshausen, Münster und Dieburg noch einzubeziehen. Südöstlich der Stadtautobahn B45 liegt ein größeres zusammenhängendes Waldgebiet, das ich als natürliche Grenze ansehe und das den Ausschluß von Babenhausen und Seligenstadt begründet.
Im Osten gehört Hanau und sein direktes Umfeld ganz sicher zur Frankfurter Stadtregion. Zum direkten Hanauer Umfeld zähle ich Großkrotzenburg (Ganz nebenbei: damit grenzt Frankfurt
Der Nordosten ist relativ
Für den Norden gilt dies im Prinzip noch mehr. Zwischen
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Der eben definierte Stadt-/Vorortbereich zählt etwa
Wichtiger ist: es sind 15, sie haben bis auf zwei alle über 100.000 und bis auf einen alle unter 150.000 Einwohner, die meisten von ihnen haben ein klar definiertes Zentrum und alle repräsentieren einen der Teilräume, deren Unterschiede Frankfurt zu einer so vielfältigen und interessanten Stadt machen.
Und zwar:
Mitte1. Mitte Altstadt, Innenstadt, Bahnhofsviertel Die eigentliche Frankfurter City als Sonderbereich. Hier wohnt kaum jemand (14.100 tapfere Menschen auf fünfeinhalb Quadratkilometern). Aber von überragender Bedeutung für die Gesamtstadt. Die zentralen Stadtplätze wie Hauptwache, Römerberg, Opernplatz und Konstablerwache liegen hier, die größten Einkaufsstraßen wie Zeil, Liebfrauenstraße, |
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2. Bockenheim Gutleutviertel, Gallusviertel, Westend, Bockenheim, Hausen, Rödelheim Die westliche Innenstadt umfaßt Teile der Bankencity (Mainzer Landstraße, Friedrich-Ebert-Anlage), das Entwicklungsgebiet Europaviertel und das Messegelände. Auch die Büros und Wohnviertel im Westend, der Palmengarten, die Goethe-Universität und die Mulitikulti-StudentInnenviertel im eigentlichen Bockenheim sind stadtweit bekannt. 114.000 BewohnerInnen auf |
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3. Bornheim Nordend, Bornheim, Ostend Sehr begehrte Wohnviertel bietet dieser Innenstadtbezirk. StudentInnen und solche, die es einmal waren, stellen die Bevölkerungsmehrheit. Bio- und Esoterikläden in überdurchschnittlich hoher Anzahl. Fast an jeder Straßenecke ein Café. In manchen Gegenden sind bei Wahlen die Grünen stärkste Partei. Die schönste Frankfurter Einkaufsstraße, die |
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4. Sachsenhausen Sachsenhausen, Oberrad, Niederrad, Goldstein, Schwanheim Alt-Sachsenhausen, der mitelalterliche Frankfurter Brückenkopf auf der südlichen Mainseite, hat den Bombenkrieg wundersamerweise recht gut überstanden, nicht jedoch die Bauspekulation, die es zu einer unglaublichen Ansammlung von Neppkneipen, die darüber hinaus viel zu früh schließen, gemacht haben. Im gründerzeitlichen Neu-Sachsenhausen liegen begehrte, teure Innenstadtwohnungen, der Boulevard Schweizer Straße, der Südbahnhof und das Museumsufer. 109.000 Menschen leben nicht wirklich auf |
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5. Höchst Höchst, Unterliederbach, Zeilsheim, Sindlingen, Sossenheim, Nied, Griesheim Das Zentrum des Westens ist die alte Stadt Höchst. Neben dem ehemaligen Chemiekonzern bietet Höchst eine wunderschöne Altstadt mit Schloß, Schloßplatz, Stadtmauer und -toren und der ältesten (1200 Jahre) Frankfurter Kirche sowie einen großen Park an der Mündung der Nidda in den Main. Soziale Probleme und allgemeiner Bedeutungsverfall sind aber nicht zu übersehen, wie z.B. am Bahnhof (der mit seinen zwölf Gleisen eine Großstadt versorgen könnte) und in der Einkaufszone Königsteiner Straße. 101.000 HöchsterInnen |
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6. Eschersheim Namens-Alternativen: Heddernheim, Nidda (nach dem Fluß) oder Nida (nach der alten Römerstadt) Praunheim, Niederursel, Nordweststadt, Römerstadt, Heddernheim, Ginnheim, Eschersheim, Dornbusch, Eckenheim, Preungesheim, Berkersheim, Nord-Frankfurt wirkt noch relativ großstädtisch, allerdings mehr durch seine Stadtautobahnen und Hochhaussiedlungen als durch schicke Boulevards. Auch eingekauft wird hier nicht in einer alten Geschäftsstraße, sondern überdacht: im Nordwestzentrum. Der viertvollste Bezirk mit 124.000 Menschen auf |
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7. Bergen Namens-Alternativen: Bad Vilbel oder Fechenheim Harheim, Bad Vilbel, Niederdorfelden, Bergen-Enkheim, Seckbach, Riederwald, Fechenheim, Maintal Der Bereich, dessen Zuschnitt mir am meisten Probleme machte. Vom Main bis in die Wetterau, zwischen Osthafen und Zuckerrüben. Wichtigste Einkaufsstraßen sind die Frankfurter Straße in |
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8. Offenbach Offenbach, Mühlheim Das stolze Offenbach bezieht seine Identität zu einem Gutteil aus provinzieller Rivalität mit Frankfurt. Das, natürlich, liegt an unglaublicher Selbstüberschätzung, denn in Frankfurt wird Offenbach im Prinzip garnicht wahrgenommen. Die einzigen, die Offenbach den Gefallen tun, die großen Emotionen zu erwidern, sind die Fans von Eintracht Frankfurt, die den leidenschaftlichen Hass der AnhängerInnen der Offenbacher Kickers erwidern, obwohl die Kickers zwei Spielklassen tiefer spielen und schon lange keine Konkurrenz mehr darstellen. Offenbach ist eigentlich fast ein Innenstadtbezirk und hat große Gründerzeitviertel. In den letzten Jahren hat sich sein Ruf gebessert, was auch dringend nötig war. Vielleicht nutzt man in der Zukunft tatsächlich die gegebenen Potentiale besser. Offenbach und Mühlheim haben zusammen 142.000 EinwohnerInnen und sind |
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9. Hanau Hanau, Bruchköbel, Erlensee, Groß-Krotzenburg, Hainburg Der wichtigste Knotenpunkt im Frankfurter Osten, ICE-Haltebahnhof, die Stadt an der Kinzigmündung. Trotz der Bedeutung für die angrenzenden Regionen Wetterau und Spessart gehört Hanau aber ohne Frage zum Frankfurter Stadtzusammenhang. Der oben definierte Teilraum ist |
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10. Rodgau Rodgau, Rödermark, Dietzenbach, Heusenstamm, Obertshausen Der Südostraum ist einer derjenigen ohne klares Zentrum und besteht vor allem aus Wald und Schlafstädten. Es leben hier 143.000 Menschen |
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11. Dreieich Neu-Isenburg, Dreieich, Langen, Egelsbach, Erzhausen Im Mittelalter reichte der Reichsforst Dreieich bis nach Heidelberg. Das tut er im Prinzip noch bis heute, doch heißt er nicht mehr so und reichlich gelichtet hat er sich außerdem. Trotzdem liegt der Frankfurter Süden komplett im Wald. Entlang der hier auf |
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12. Rüsselsheim Rüsselsheim, Nauheim, Flörsheim, Raunheim, Kelsterbach, Flughafen, Mörfelden-Walldorf Die Flughafenregion mit der Autostadt Rüsselsheim. Hier gibt es vermutlich fast so viele Arbeitsplätze wie Einwohner (147.000 auf |
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13. Hofheim Eppstein, Hofheim, Kriftel, Hattersheim Die Städte im Schwarzbachtal bilden den am dünnsten besiedelten Bezirk |
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14. Vortaunus Kelkheim, Liederbach, Sulzbach, Bad Soden, Königstein, Kronberg, Schwalbach, Eschborn Ein reicher, bürgerlicher Einfamilienhaus-Bezirk am Taunus-Südhang, mit gutem Blick, guter Luft, burgruinenbekrönten Altstädten, Zweit- und Drittwagen, renommierten Privatgymnasien und ordentlich gekämmten Jugendlichen. Wer sich die Königsteiner Boutiquen dann doch nicht leisten kann, erfüllt seine Wünsche im bis vor wenige Jahren größten Einkaufszentrum Westdeutschlands, dem Main-Taunus-Zentrum. Irgendwie seltsam, daß ausgerechnet ich mal einer davon war. |
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15. Bad Homburg Steinbach, Oberursel, Bad Homburg, Friedrichsdorf, Niedererlenbach, Niedereschbach, Bonames, Kalbach Man kann nicht über Bad Homburg sprechen, ohne Witze über Leute mit zuviel Geld zu machen. So fällt den meisten zum Autokennzeichen HG als erstes ein: Hohes Gehalt. Der Werbeslogan der Stadt |
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