Das älteste und größte deutsche S-Bahn-Netz besitzt eine äußerst verwickelte Baugeschichte. Durch Krieg, Teilung und Boykott wurde das Netz in seiner Entwicklung behindert und zurückgeworfen. Nach umfangreichen Bautätigkeiten und zahlreichen Wiedereröffnungen in den 90er Jahren ist das Netz heute etwa wieder so groß, wie es Ende der 30er Jahre schon einmal war.
Wichtige Ereignisse der Netzentwicklung waren:
• Der Bau der von Berlin ausgehenden Fernbahnstrecken ab 1838,
• der Bau der Ringbahn in den 1870er Jahren,
• die Eröffnung der Stadtbahn 1882,
• die Einführung des Vorortverkehrs ab etwa 1880,
• die Elektrifizierung der nun so genannten „S-Bahn“ ab 1924,
• der Bau des Nord-Süd-Tunnels 1936-39,
• die Zerstörung von Stadt und Schienennetz im 2. Weltkrieg,
• die Zuordnung der S-Bahn in ganz Berlin zur Reichsbahn der DDR durch die Siegermächte,
• die Teilung Berlins 1961 („Mauerbau“), diese betraf sowohl die Verbindungen zwischen beiden Stadthälften als auch die zwischen West-Berlin und den zur DDR gehörenden Vororten,
• der darauf folgende sehr „erfolgreiche“ Boykott der (DDR-geführten) S-Bahn in West-Berlin,
• der Ausbau des Ost-Netzes zur Erschließung der neuen Großsiedlungen und zur Anbindung der östlichen Vororte,
• der Streik bei der West-Berliner S-Bahn 1980, der die Stillegung fast des ganzen West-Netzes zur Folge hatte,
• die Übernahme des West-Netzes durch die BVG 1984, der die Wiedereröffnung von drei Linien folgte,
• die Wiedervereinigung Deutschlands und Berlins 1989/90,
• der sukzessive Wiederaufbau der meisten unterbrochenen und stillgelegten Strecken in den 90er Jahren.
Das Netz
Das S-Bahn-Netz besteht im Zentrum aus dem in Ost-West-Richtung verlaufenden Stadtbahnviadukt, der im Tunnel fahrenden Nordsüdbahn, sowie der Ringbahn. An diese drei Grundstrecken schließen sich zahlreiche Vorortstrecken an, die dem Verlauf älterer Fernbahnstrecken folgen und die sich nach den vier Himmelsrichtungen gruppieren lassen.
Grundstrecken | ||||
Strecke | eröffn. | elektr. | von - bis | Sonstwas |
Stadtbahn S5 S7 S75 S9 |
1882 | 1928 | Charlottenburg - Zoo - Friedrichstraße - Alexanderplatz - Ostbahnhof | Während der Teilung Berlins war Friedrichstraße Endstation beider Teile der Stadtbahn, mit Grenzübergangsstelle. |
Nordsüdbahn S1 S2 S25 | 1936-39 | 1936-39 | Anhalter Bahnhof - Friedrichstraße - Nordbahnhof | Während der Teilung Berlins Teil des West-Netzes, außer Anhalter Bahnhof und Friedrichstraße wurden alle Stationen ohne Halt durchfahren, letztere war Grenzübergang. |
Ringbahn S4x S8 | 1872-77 | 1928-29 | Ostkreuz - Gesundbrunnen - Westkreuz - Schöneberg - Ostkreuz | Unterbrechung durch „Mauerbau“ 1961, Stillegung des Westteils 1980, Wiederaufbau in den 90er Jahren. |
Nördliche Vorortstrecken | ||||
Strecke | eröffn. | elektr. | von - bis | Sonstwas |
Stettiner Bahn S2 | 1842 | 1924 | Nordbahnhof - Bornholmer Straße - Pankow - Bernau | |
Nordbahn S1 | 1877 | 1925 | Bornholmer Straße - Schönholz - Oranienburg | |
Kremmener Bahn S25 | 1893 | 1927 | Schönholz - Tegel - Henningsdorf - Velten | Stillgelegt: Velten-Heiligensee 1961, Heiligensee-Schönholz 1980. Wiedereröffnung: Schönholz-Tegel 1995, Tegel-Hennigsdorf 1998. Abschnitt Hennigsdorf-Velten heute ohne S-Bahn-Verkehr. |
Außenring S8 | 1961 | 1961 | Blankenburg - Hohen Neuendorf | Umleitung der durch den Mauerbau abgetrennten Strecke nach Oranienburg (bisher Nordbahn) zur Stettiner Bahn und zum Ostring. |
Östliche Vorortstrecken | ||||
Strecke | eröffn. | elektr. | von - bis | Sonstwas |
Ostbahn S5 | 1867 | 1928-48 | Ostbahnhof - Lichtenberg - Strausberg Nord | Die Königliche Preußische Ostbahn war die erste vom Staat gebaute Fernbahn und reichte bis Königsberg, und darüber hinaus in die unendlichen Weiten des unerforschten Ostens. |
Außenring S75 | 1984/85 | 1984/85 | Springpfuhl - Wartenberg | Zweigstrecke (3 Stationen) aus den 80er Jahren zur Erschließung der Großsiedlung Hohenschönhausen. |
Wriezener Bahn S7 | 1898 | 1976/82 | (ehem. Wriezener Bhf.) Friedrichsfelde Ost - Ahrensfelde | |
Schlesische Bahn S3 | 1842 | 1928 | Ostbahnhof - Köpenick - Erkner | |
Görlitzer Bahn S8 | 1868 | 1928-51 | (ehem. Görlitzer Bhf.) - Schöneweide - Königs Wusterhausen | |
Spindlersfeld S47 | 1892 | 1929 | Schöneweide - Spindlersfeld | |
Außenring S9 | 1940/62 | 1962 | Adlershof - Flughafen Schönefeld | |
Südliche Vorortstrecken | ||||
Strecke | eröffn. | elektr. | von - bis | Sonstwas |
Anhalter Bahn S25 | 1841 | 1929-51 | Anhalter Bahnhof - Papestraße - Teltow | Abschnitt Lichterfelde Süd-Teltow: kein S-Bahn Verkehr mehr. |
Dresdner Bahn S2 | 1875 | 1939-40 | (ehem. Dresdner Bhf.) Priesterweg - Rangsdorf | Abschnitt Blankenfelde-Rangsdorf: kein S-Bahn Verkehr mehr. |
Wannseebahn S1 | 1874/91 | 1932-33 | (ehem. Potsdamer Wannseebahnhof) Anhalter Bhf. - Schöneberg - Zehlendorf - Wannsee | |
Potsdamer Bahn (Stammbahn) S1 | 1838 | 1933/48 | (ehem. Potsdamer Bhf.) Zehlendorf - Griebnitzsee - Potsdam | Abschnitt Zehlendorf-Griebnitzsee stillgelegt. |
Westliche Vorortstrecken | ||||
Strecke | eröffn. | elektr. | von - bis | Sonstwas |
Wetzlarer Bahn S7 | 1879 | 1928 | Charlottenburg - Wannsee | |
Friedhofsbahn | 1913 | 1928 | Wannsee - Stahnsdorf | Strecke ist seit 1961 stillgelegt. |
Olympiabahn S5 | 1909-28 | 1928 | Westkreuz - Stresow | 1980-98 stillgelegt. |
Lehrter Bahn S5 | 1871 | 1951 | (ehem. Lehrter Bhf.) Jungfernheide - Spandau - Staaken | Abschnitte Jungfernheide-Stresow und Spandau-Staaken: seit 1980 kein S-Bahn Verkehr mehr. |
Hamburger Bahn | 1846 | 1951 | Spandau - Falkensee | Kein S-Bahn Verkehr mehr. |
Siemensbahn | 1929 | 1929 | Jungfernheide - Gartenfeld | Strecke ist seit 1980 stillgelegt. |